Flachsanbau

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Publish date

03/08/1985
Flaschsanbau

Ein Projekt im Rahmen der BWI – Waldviertler Bildungs- und Wirtschaftsinitiative

Artikel aus: Lebenszeichen – Initiativen aus dem Waldviertel
Text Peter Sitzwohl, Fotos Dieter Kurzmann; Hsg. Waldviertler Bildungs- und Wirtschaftsinitiative BWI 1985

Flachs soll auf 700 Hektar angebaut und in Gföhl verarbeitet werden

FLACHSANBAU

,,Berglandflachs“, Verein zur Förderung der Flachskultur in den Bergregionen, Obmann Leo Tiefenbacher, 3542 Gföhleramt 24, Tel. 0271 61603
Mitglieder: 10 Gründungsmitglieder
Ziel: 300 bis 400 Bauern, die Flachs anbauen
Förderungen: 1,5 Millionen – davon haben bezahlt: Land NÖ 500.000 S, Sonderaktion 400.000 S, Shell 250.000 S

Die einen setzen sich in ein Eck und jammern, die anderen versuchen etwas zu unternehmen. (Tiefenbacher)

Die, die etwas unternehmen, sind wieder einmal einige wenige. Fünf Mühlviertler und sieben Waldviertler Bauern haben sich im März 1984 zusammengetan und den Verein ,,Berglandflachs“ gegründet.

Der Verein wurde gegründet, um einen echten Beitrag alternativer Produktion in der Landwirtschaft zu leisten. Auf Grund der teuren „  Überschussproduktion  “ bei Getreide –  wohl nicht im Waldviertel verursacht, aber doch vorhanden –  ist es notwendig, alle Möglichkeiten und Auswege zu suchen. Da der Flachsanbau bei uns Tradition hat  –  er wurde noch nach dem Krieg betrieben  –  haben sich Bauern dieser Kulturpflanze erinnert. (Lehenbauer)

Allerdings nicht aus Nostalgiegründen, sondern aus handfesten wirtschaftlichen Motiven. Leinen ist wieder gefragt. Spinnereien brauchen Flächse guter Qualität. Derzeit wird der gesamte Bedarf an Faserflachsprodukten um rund 100 Millionen jährlich importiert. 1982 gab daher das Landwirtschaftsministerium den Forschungsauftrag, in der Praxis zu erproben, ob der Flachsanbau im Waldviertel rekultivierbar wäre.

Flachs wird nicht geschnitten wie Getreide, sondern samt den Wurzeln ausgerissen (,,gerauft“). Die Technologie kommt aus dem Ausland und ist nicht ohne weiteres auf hügelige Kleinflächen übertragbar. Also mussten erst einmal spezielle Erntemaschinen gekauft (1,2 Millionen) und an hiesige Verhältnisse angepasst werden. Dieses Problem konnte mittlerweile gelöst werden. Andere Schwierigkeiten stellten sich ein.

Ist der Flachs gerauft, lagert er zwei bis drei Wochen auf dem Feld – und muss hier ,,kontrolliert nass werden und nicht unkontrolliert, wie es auch passiert ist“ (Scheer) – dann säuft er nämlich ab. Flachs braucht zwar zum ,,Rösten“ (Trennen der Faser vom Halm) das feucht-warme Waldviertler Sommerklima, aber nicht im Übermaß.

Wir haben sehr leidvolle Erfahrung  ‚  gemacht, wie bei allem Neuem. Alles, was einem passieren kann, ist uns da passiert. 1984 sind sieben von zehn Hektar Röstflachs auf den Feldern verfault. Als wir das im Griff hatten, und auch die Unkrautbekämpfung, hat die Düngung versagt. (Lehenbauer)

Dennoch, 1985 waren Ernte und Ertrag gut. Bisher bediente man sich einer Schwunganlage in Belgien. Dort wird die Faser von der Spreu getrennt, wird gereinigt, gepresst und kommt in die Spinnerei. Schließlich in die Weberei, wo das Leinen gefertigt wird, „was die guten Hemden gibt“ (Tiefenbacher).

Will man im größeren Ausmaß Flachs im Waldviertel anbauen, so muss man das Röststroh im Inland und am besten gleich im Anbaugebiet selbst weiterverarbeiten. Für 1987 ist daher der Bau einer eigenen Schwunganlage im Waldviertel geplant. Sie soll im Gföhler Raum stehen, erfordert eine Investition von etwa 30 Millionen und soll im Endausbau den Ertrag von 700 Hektar Flachs verarbeiten können.

Unser Ziel ist, dass die Bauern, die den Flachs anbauen, gleichzeitig ein Werk betreiben, das diese Kultur veredelt. Weil es nicht immer so weitergehen kann, dass Bauern nur Rohstoffe produzieren. (Lehenbauer)

Allerdings ist es schwer, bei den Bauern Pioniere zu finden, die nicht nur anbauen, sondern beim Aufbau einer bäuerlichen Organisation mitmachen. Auch bei der Planung einer solchen Schwunganlage mitmachen. Das erfordert eine idealistische Pioniergesinnung. (Scheer)

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